Eierpappen als Akustikoptimierung. Gut oder Unfug?

Man sieht in Proberäumen ja relativ häufig Eierpappen an der Wand kleben, um damit eine vermeintlich akustische Verbesserung des Raumes zu erzielen. Aber bringt das wirklich was oder macht es die Akustik nur schlechter? Und ist es nicht am Ende sogar gefährlich, es so zu machen?

Akustische Eigenschaften

Schauen wir uns als Erstes mal die akustischen Eigenschaften der Eierpappen an. Die typische gewölbte Unterseite sieht ja so ähnlich aus wie Noppenschaum. Sie könnte also ähnliche Eigenschaften haben. Nun ja. Der Schall wird, wie beim Noppenschaum auch, in verschiedene Richtungen reflektiert und damit zerstreut.
Nur macht es das nicht besser. Akustikschaum reflektiert auch den Schall in unterschiedliche Richtungen, aber um die Dämpfung zu erreichen, muss er auch absorbieren. Und das tut die Eierpappe eben nicht. Ein gewisser Teil des Schalls wird durch die Pappe als Medium an den darunter liegenden Hohlraum geleitet. Und da fängt das Problem an.

Ein geschlossener Hohlraum ist auch immer ein Resonanzraum, der eintretenden Schall verstärkt. Die Frequenz, deren Wellenlänge der Größe des Hohlraums entspricht (bzw. einem ganzzahligen Vielfachen davon), fängt an zu resonieren, wird also verstärkt.

Sagen wir mal so eine Eierpappe hat eine Höhe von 5cm. Welche Frequenz hat denn eine Wellenlänge von 5cm?
Die Berechnung ist recht einfach. Die Formel lautet Schallgeschwindigkeit / Wellenlänge (Größe des Hohlraums) = Frequenz. Die Schallgeschwindigkeit beträgt 343m/s, die Wellenlänge 5cm, also 0,05m.

Jetzt die Rechnung:

343 / 0,05 = 6860 Hz

Diese Frequenz und die Frequenzen, die einem ganzzahligen Vielfachen davon entsprechen, werden in dem Hohlraum resonieren. Also 6860 Hz, 13720 Hz, 27440 Hz usw. Alles oberhalb von 20000 Hz ist aber außerhalb des für den Menschen wahrnehmbaren Bereiches. Aber zwei Frequenzen sind deutlich innerhalb des Bereiches.

So eine 5cm Eierpappe ist also ein idealer Resonanzraum für Frequenzen, welche deutlich im hörbaren Bereich liegen. Und wenn man damit alle Wände pflastert, sind ja sehr viele dieser Resonanzräume vorhanden, was es nur noch schlimmer macht.
Deshalb klingen Räume, die mit Eierpappen ausgekleidet sind, immer topfig. So als ob man in eine leere Konservendose singt.

Man könnte zwar den Hohlraum der Eierpappen ausschäumen, aber dann passiert Folgendes.
Der auftreffende Schall kann nicht mehr eintreten und absorbiert werden. Er wird nahezu gänzlich in den Raum reflektiert und dann ist der Raum selbst der Resonanzraum und das gleiche Spiel beginnt von vorn. Nur eben mit einer deutlich tieferen Frequenz, da der Resonanzraum größer ist. Das berühmte Dröhnen tritt in Erscheinung, was übrigens auch schon vorher da gewesen sein dürfte, da die Oberfläche der Eierschalen durch ihre Steifigkeit schon vorher alles was nicht in die Pappe eintrat, reflektiert hat ohne zu dämpfen.
Und nur so funktioniert es. Der Schall muss auftreffen, eintreten und gedämpft werden. Nicht eingetretene und ungedämpfte Anteile sollen in möglichst unterschiedlichen Richtungen reflektiert und vom nächsten Absorber geschluckt werden.
Noch dazu würden die Kosten für den Schaum sogar teurer werden, als wenn man gleich einen Stapel preiswerte, richtige Akustikschaumplatten gekauft hätte.

Akustisch machen Eierpappen also keinen Sinn. Sie sind für den Raumklang sogar nachteilig. Lasst es also lieber bleiben.

Brandschutz

Und zu guter letzt noch das Thema Brandschutz. Akustikschaum ist in den allermeisten Fällen schwer entflammbar. Bei Eierpappen sieht das eher schlecht aus. Wenn da mal eine Feuer fängt, brennt ruckzuck der ganze Raum.

Fazit

Kauft euch lieber Akustikschaumplatten. Die gibt es auch schon sehr preiswert und bringen definitiv etwas für den Raumklang. Und brennen können sie auch nicht so leicht.

In diesem Sinne….

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