Am 17. November kündigte Gibson überraschend an, dass sämtliche weiteren Entwicklungen an unserem bevorzugen Werkzeug mit sofortiger Wirkung eingestellt werden. Cakewalk war seit 2013 ein Teil der Gibson Brands und schon damals überkam uns ein ungutes Gefühl bei der Sache. Denn Gibson hat sich schon häufiger als unfähig erwiesen, mit einer Software-Firma umzugehen. (siehe GigaSampler) Was bedeutet das nun für uns?
In einer ersten Panikreaktion fand ich mich dabei wieder, diverse andere DAWs auszuprobieren. Wobei mich keine davon, abgesehen von ein-zwei Ausnahmen (dazu später mehr), so richtig befriedigte. Noch dazu haben wir ja das Problem, dass zwei von uns das Cakewalk VS-700 System benutzen, welches explizit auf SONAR zugeschnitten ist und nicht so leicht in eine andere DAW eingebunden werden kann. Und ein neues Audio-Interface nebst neuer Controller-Konsole wollten wir jetzt nicht unbedingt kaufen.
Mit ein paar Tagen Abstand dämmerte in mir jedoch die Erkenntnis, dass SONAR so fortschrittlich ist, dass es nicht so schnell abgehängt werden wird, selbst wenn jetzt vorerst keine weiteren Entwicklungen mehr folgen sollten. Es ist ja alles an Bord, was man braucht und noch mehr. VST3-Unterstützung, ARA-Schnittstelle, Comping-Modus, Mix-Recall. Ripple-Edit, VocalSync, der DrumReplacer, DSD-Import/Export und so weiter und so fort. Der Notensatz wäre verbesserungswürdig, aber den machen wir sowieso recht selten und wenn dann in Finale. Die Neuerungen, die wir über die Jahre bei den anderen DAW-Herstellern beobachteten, sind jetzt nicht so bahnbrechend, als dass die Entwicklung SONAR in absehbarer Zeit überholen wird. Das Rad lässt sich eben schwer neu erfinden.
Also werden wir für die nächsten Jahre weiterhin auf SONAR zurückgreifen und uns dabei gut fühlen. Parallel dazu haben wir ja sowieso schon eine Zweit-DAW am Start. Und zwar Reason. Reason hat sich in den letzten Jahren zu einer echten Alternative entwickelt und könnte als Ersatz für SONAR durchaus in Frage kommen. Das Problem mit der fehlenden Hardwareunterstützung für das VS-700 ist nur eine Fleißaufgabe, da Propellerhead eine relativ einfache Programmiersprache für ihre Remote-Controller verwendet und ich schon damit angefangen habe, mich darin einzuarbeiten, um eine Anpassung für das VS-700 zu schreiben. Sollte Propellerhead Reason nun noch eine VST3-Unterstützung und die ARA-Schnittstelle verabreichen (VST2 beherrscht es ja mittlerweile), wäre Reason zumindest meine erste Wahl, da ich es schon kenne und das Konzept mag.
Die zweite DAW, die noch in Frage käme, wäre Presonus Studio One. Studio One ist konzeptionell SONAR recht ähnlich. Auch hier ist die Programmiersprache für die Einbindung von Drittanbieter-Controllern recht simpel. Jedoch fehlten mir hier und da einige Funktionalitäten, die ich schmerzlich vermissen würde. Aber unter Beobachtung werde ich Studio One definitiv halten.
Und dann ist ja noch völlig unklar, in welche Richtung die Reise mit Cakewalk überhaupt geht. Gibson hat lediglich angekündigt, dass die Entwicklung eingestellt wird. Die Marke Cakewalk bleibt ja weiterhin bestehen. Nur dass eben vorerst nichts unter der Marke produziert wird. Es kann also verschiedene Szenarios geben. Eventuell lässt Gibson die Marke in ein paar Jahren wieder auferstehen oder Gibson verkauft die Markenrechte und den Quellcode, so dass es unter einer anderen Flagge später weiter geht. Wer weiß? Wer weiß?
Mein Tipp an alle SONAR-User. Bleibt cool. Eure Software ist für die nächsten Jahre immer noch absolut auf dem Stand der Dinge. Guckt euch eventuell nach einer Alternative um, ohne jetzt in eine Torschlusspanik zu verfallen. Ihr habt alle Zeit der Welt. Die ganzen Mitbewerber überschlagen sich zwar gerade mit den Crossgrade Angeboten, aber es gibt jedes Jahr einen Black Friday und andere Angebote, bei denen man bei Software wirklich richtig Geld sparen kann. Wir jedenfalls sind auch auf längere Sicht nicht dazu animiert, unser Werkzeug zu wechseln, werden aber den Markt beobachten und sehen was passiert.
In diesem Sinne…..Cool bleiben und Musik machen
Edit 22.02.2018:
Wie am 22.02.2018 bekannt wurde, haben sich die Firmen Bandlab aus Singapur und Gibson über einen Kauf von Cakewalk geeinigt. Wie wir schon vermutet haben, hat Gibson scheinbar erstmal den Kostenfaktor Cakewalk minimiert und sich dann um den Verkauf der Marke gekümmert. Cakewalk und seine Produkte werden uns also weiterhin erhalten bleiben. Uns freut es.