Es wird sich gerne und viel über jedwede DAW aufgeregt. „Dies oder das funktioniert nicht.“, „Stürzt ständig ab, wenn ich dies oder das tue.“ oder „Sie ist einfach (Stoffwechselendprodukt)“ und so weiter. Diese Ansichten sollten meiner Meinung nach ein wenig relativiert und auch mal kommentiert werden.
Aussage 1.) „Diese eine Funktion, hat die DAW nicht. Für mich ein Ausschlusskriterium.“
Ja, OK. Dann ist das eben so. Allerdings sollte man sich mal die Umkehrfrage stellen, wie viele Funktionen die eigene Software nicht beherrscht, dafür aber die soeben gebranntmarkte Alternative?
Und zweites gibt es immer viele Wege die nach Rom führen. Über einen anderen Weg kommt man oftmals zum selben Ergebnis
Aussage 2.) „Die DAW hat den Ruf ständig abzustürzen.“
Tut sie das tatsächlich oder hat sie nur den Ruf? Meistens sind es außerdem Plugins, das System selbst oder das Audio-Interface, welche die Abstürze herbeiführen und nicht die DAW an sich. Oftmals sind bei solchen Crashes auch noch Plugins involviert, die ich als fragwürdig bezeichnen würde. Ich spreche von halbherzig getesteter Freeware, Synthmaker Plugins, veraltete Plugins, gewrappte Plugins, von 32-bit auf 64-bit gebridgte Plugins, „Extern gelagerte Sicherheitskopien“, einem vollgemöltem System, einem schlechten Audiotreiber usw. Ist ja nicht so, dass sich damit die möglichen Fehlerquellen exponentiell erhöhen.
Aussage 3.) „Die DAW ist sehr buggy und/oder führt Aufgaben nicht wie vorgesehen aus“
Wirklich? Oder hat man nur nicht einfach einen Bedienschritt nicht ausgeführt, der vorher nötig gewesen wäre? Oder hat man einfach mal das Handbuch zu Rate gezogen? In 90% der Fälle befindet sich der Fehler vor dem Monitor. Da nehmen wir uns nicht aus. Es gibt halt so Tage, da steht man auf dem Schlauch.
Mag sein, dass man mal von einem Bug in einer DAW gehört hat, welcher einen selbst unheimlich stören würde, da man die Funktion, in der das Problem auftrat, selbst häufig nutzt. Aber das muss ja nicht bei jedem Anwender der Fall sein. Noch dazu kommt, dass die eigene DAW auch nie bugfrei ist. Eine bugfreie Software, gerade in diesem Komplexitätsgrad, gibt es einfach nicht. Das ist ein Fakt, der einem von jedem Informatiker bestätigt werden kann.
Aussage 4.) „Die DAW ist nicht der Marktstandard und man kann schlecht die Projekte mit seinen Kollegen austauschen“
Echt? Muss es dafür wirklich die gleiche DAW sein? Was ist denn nun der Markstandard? Logic? Protools? Cubase? Oder gar Ableton? Und was ist denn, wenn sich der Kooperationspartner einmal ändert und der wiederum eine andere DAW als der vorherige nutzt?
Außerdem hat man das Problem, dass, außer den Audio- und/oder MIDI-Daten und evtl. einer Tempomap, eh nicht viel auf dem zweiten Rechner gebraucht wird, da man nicht davon ausgehen sollte, dass bei einem Kooperationspartner die gleichen Plugins installiert sind wie bei einem selbst. Und für den Austausch dieser Daten reichen auch Broadcast-Wave-Dateien und ein Midifile für die MIDI-Daten und Tempomap.
Aussage 5.) „Die DAW ist einfach „Sch***e“!“
Super! Sehr sachkundige Aussage. Da spricht dann ein Spezialist, der ganz viel Ahnung von der Materie hat. Braucht man, glaube ich, nicht weiter drauf eingehen. Oder vielleicht doch ein paar Worte. Es gibt keine wirklich schlechte oder Sch**ß-DAW. Es gibt nur DAW’s die eventuell den eigenen Anforderungen oder dem eigenen Workflow nicht entsprechen, was nicht bedeutet, dass sie anderen schlecht wären.
Wenn es „DIE“ eine DAW geben würde, würden ja alle nur noch diese benutzen. Es ist schlicht egal, mit welcher Software man arbeitet, so lange man sich damit wohl fühlt. Und am Ende zählt ja nur das Ergebnis.
In diesem Sinne……