Ich gebe zu. Auch ich habe in meinen Anfängen eine Zeit gebraucht, um den kleinen aber feinen Unterschied zwischen Panorama und Balance zu erfassen. Wenn man es denn aber einmal begriffen hat, ist es absolut logisch. Hier also ein kurzer Erklärungsversuch, der euch hoffentlich etwas Licht ins Dunkel bringt.
Den Pan-Pot findet man auf allen Mischpulten in jedem Kanalzug. Jedoch steht mal Panorama dran und mal Balance. Panorama zumeist auf Mono-Kanälen und Balance auf Stereo-Kanälen. Es gibt aber auch hier und da ein echtes Panorama für Stereo-Wege. Wo ist da nun der Unterschied?
Technisch gesehen
Technisch gesehen, ist der Unterschied leicht erklärt. Ein Panorama Regler hat einen Eingang, weil Mono, und zwei Ausgänge. Ein Balance-Regler hat zwei Eingänge, weil Stereo, und zwei Ausgänge. Aber da muss doch noch mehr dahinter stecken…
Schallquellen die nicht da, aber hörbar sind
Nun, es geht dabei um sogenannte „Phantomschallquellen“. Wieder so ein Wort: „Phantomschallquellen“. Was zum Geier sind denn nun wieder Phantomschallquellen?
Das ist schnell erklärt. Stellen wir uns mal vor, dass wir eine in Mono aufgezeichnete Gitarre über unsere Abhöre hören. Den Panorama-Regler in Mittelstellung. Wenn wir die Augen schließen und versuchen zu vergessen, dass wir das Signal über zwei Lautsprecher hören, dann müssten wir die Gitarre in der Mitte orten können, als ob sie zwischen den Lautsprechern steht. Das ist eine Phantomschallquelle.
Die Ursache für diesen Effekt, liegt in unserer Hörgewohnheit. Unser Gehör nimmt in dem Moment zwei identische Signale aus unterschiedlichen Richtungen wahr. Das stellt normalerweise einen unnatürlichen Zustand für unser Gehör dar. Was also macht unser Gehirn? Es positioniert das Signal ortungstechnisch in der Mitte zwischen den beiden realen Schallquellen. Et violà! Eine Phantomschallquelle.
Bewegt man nun den Panoramaregler zu einer Seite, wird, wie bei einem Balance-Regler, das Lautstärkeverhältnis zwischen linkem und rechten Kanal verschoben. Unser Gehirn regiert auf diese Verschiebung mit einer Verschiebung dieser Phantomschallquelle in Richtung des lauteren Signals. Es nimmt zwar immer noch zwei identische Signale aus verschiedenen Richtungen wahr, legt die Lautstärkedifferenz jedoch dahingehend aus, dass die Schallquelle weiter zu der Seite mit der höheren Lautstärke gewandert ist.
Der kleine aber feine Unterschied
Hier haben wir auch den Unterschied zur Stereo-Balance. Bei einem Stereosignal (wir sprechen von einem True-Stereo-Signal) haben wir schon von vorn herein keine klar definierte Phantomschallquelle in der Stereo-Mitte, weil aus den Lautsprechern jeweils unterschiedliche Signale kommen und unser Gehirn dadurch nicht gezwungen ist, diesen unnatürlichen Zustand zweier identischer Signale aus verschiedenen Richtungen räumlich einzuordnen. Man nimmt ein Stereo-Signal also eher als breiten, von einer Seite zur anderen gehenden, Teppich oder als zwei gänzlich getrennte Instrumente wahr, während das Mono-Signal stur an einem Punkt steht.
Eine Monospur zu kopieren und beide Spuren jeweils hart zu einer Seite zu pannen macht also wenig Sinn. Bleibt trotzdem Mono.
Und was ist mit dem Stereo-Panorama…Verzeihung…Balance?
Der Stereo-Balance-Regler arbeitet prinzipiell genauso wie der Panorama-Regler auf den Mono-Kanälen. Er verändert das Laustärkeverhältnis zwischen linken und rechten Kanal. Jedoch resultiert dadurch nur eine bedingte Verschiebung der Ortungsrichtung des Signals. Klar hat sich da etwas zu einer Seite hin verschoben. Weil es ja immer noch zwei unterschiedliche Signale wahrnimmt, reagiert unser Gehirn nicht mit einer Verschiebung der Phantomschallquelle, weil eben keine da ist. Es könnten ja auch einfach zwei separate Instrumente in unterschiedlicher Entfernung sein. Es hat sich halt nur die Lautstärke-Balance zwischen diesen beiden vermeintlich unterschiedlichen Instrumenten verändert, wodurch man das Stereo aufgezeichnete Instrument auf der lauteren Seite besser wahrnimmt.
Es gibt jedoch auch „echte“ Panorama-Regler für Stereosignale. Dabei wird quasi der Effekt erzielt, dass beide der unterschiedlichen Signale gemeinsam in eine Richtung wandern. In etwa so, als ob man den Kopf dreht. Diese sind jedoch (bislang) nur digital zu bewerkstelligen und daher zumeist als Plugin anzutreffen.
Bei diesen Pan-Pots und auch bei Balance-Reglern sind gelegentlich noch ein oder zwei Regler für die Basisbreite vorhanden, mit denen man die beiden Signale dann näher zusammen schieben oder noch weiter auseinander positionieren kann.
In diesem Sinne….Alles eine Frage des (Hörer)Standpunktes.