Eine kleine Kunde von der Latenz in DAWs – Teil 2

Also mich persönlich stören Latenzen bis 10 ms überhaupt nicht. Es gibt jedoch Musiker, die sich daran stören, wenn der Sound um 5 ms verzögert aus dem Rechner kommt und empfinden dies als störend und indirekt. Allerdings muss man dazu sagen, dass dieses Empfinden oftmals trügt. Warum? Erkläre ich euch.

Nehmen wir mal an, ihr schließt eine E-Gitarre direkt an euer Interface an und lasst das Amp-Modelling den Rechner übernehmen. (z.B. Mit GuitarRig, Amplitube, TH2 oder was auch immer)
Der Rechner hat dabei eine Roundtrip-Latenz, also Eingangslatenz plus Ausgangslatenz, von 5-7 Millisekunden. Heute kein unüblicher Wert. Dazu kommt noch die Plugin-Latenz. Also die Zeit, welche der Rechner für die Berechnung des Plugins benötigt. Sodass wir, rechnen wir die Plugin-Latenz mal großzügig, auf eine Gesamtlatenz von 10 ms kommen.

Klingt viel? Nö. Nicht wirklich.

Ein kleines Rechenbeispiel

Nehmen wir mal an, ihr spielt E-Gitarre und der Amp steht am anderen Ende des Raumes oder ein paar Meter weg von euch auf einer größeren Bühne. Stört euch das? Ich denke eher selten.

Was das mit der Latenz zu tun hat? Eine ganze Menge.

Machen wir mal ein kleines Rechenspiel.

Der Amp steht, sagen wir mal, 3 m von euch entfernt. Ist nicht viel. Aus den 3 Metern berechnen wir nun mal die Laufzeit des Schalls in der Luft. Ihr werdet staunen.

Die Formel lautet: Entfernung / Schallgeschwindigkeit = Laufzeit

Die Schallgeschwindigkeit kann grob mit 343 m/s auf Meereshöhe genommen werden.

Also haben wir folgendes:

3 m ÷ 343 m/s = 0,00875 s (aufgerundet 0,009 s)
Also braucht der Schall 9 Millisekunden (9/1000tel Sekunden) Laufzeit bei einem Amp, der 3 m entfernt steht, um vom Lautsprecher zum Hörer zu kommen.

Ihr seht schon, worauf die Rechnung hinaus läuft. Es mag vielleicht ungewohnt sein, dass das Signal aus einem Kopfhörer, den Nahfeldmonitoren oder den Computerlautsprechern kommt, aber so ganz unnatürlich sind die 10 ms Latenz nicht.

Bei Instrumentalisten, welche den Klang eher aus dem Instrument direkt wahrnehmen wie Bläsern oder Schlagzeugern, weil es direkt vor ihnen steht und natürlich den Sängern, die sich über das eigene Innenohr hören, ist das etwas anderes. Da sind solche Latenzen wirklich störend. Aber bei allen Musikern, die es gewohnt sind, das Signal über Lautsprecher wahrzunehmen, ist dies eher nicht der Fall.

Nun. Warum ist das so, dass sich einige Musiker an der Latenz eines Rechners stören? Ehrlich gesagt. Ich weiß es nicht. Mich persönlich stört es, wie Eingangs erwähnt, nicht im geringsten. Dieser Beitrag soll eher zum Nachdenken anregen. Auch ist er nicht als Kritik zu verstehen. Es gibt halt auch Musiker, die sich mit dem Rechner nur ungern anfreunden, was ja auch nicht schlimm ist. Wir im Studio passen uns den Wünschen des Künstlers gerne an und schrauben, wen möglich, die Latenz auf ein Minimum zurück.

In diesem Sinne…..Jeder wie er es mag.

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